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24.05.2023

Glaubwürdig den Glauben bezeugen

Ethik-Experte Peter Dabrock beim Jahresempfang der Landeskirche

Festredner im Dom: Prof. Dr. Peter Dabrock.
Blick in den Dom beim "Abend der Begegnung".
Die Domsingschule unter Leitung von Elke Lindemann.
Begegnung auf dem Schulhof der Kleinen Burg. Fotos (4): Klaus G. Kohn

Braunschweig (epd). Der Ethik-Experte Peter Dabrock hat der Kirche empfohlen, angesichts ihrer Vertrauenskrise den Ausdruck des moralisch erhobenen Zeigefingers zu lassen und gesellschaftliche Konflikte mehr zu begleiten, statt sie zu kommentieren. „Damit schafft sie in den hitzigen Debatten dieser Tage mehr Freiraum zum Durchatmen“, sagte der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates am 23. Mai beim Jahresempfang der braunchweigischen Landeskirche im Braunschweiger Dom. Moralische und politische Orientierung seien in der komplexen Welt selten eindeutig. „Diese Unsicherheit anzuerkennen, wäre in einer Welt so viel vorgetäuschter Sicherheit ein wertvoller Schritt.“

Die Kirche sollte ihren Stil verändern und sich nicht über das „moralische Wächteramt“ definieren, sagte der Professor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Wichtig sei, glaubwürdig den eigenen Glauben zu bezeugen und so zu handeln, dass man um die eigene Begrenztheit wisse. Der Forderung, sich gänzlich aus politischen Fragen herauszuhalten, erteilte Dabrock eine Absage. Der Theologe stand von 2016 bis 2020 an der Spitze des Ethikrates.

Ungewiss sei, ob die Kirche dafür belohnt werde und ihr wieder mehr Menschen Beachtung schenkten, ergänzte der Ethik-Experte. Wenn ihre Vertreter der Krise zum Trotz auch von Hoffnung und Fröhlichkeit geprägt seien und diese ausstrahlten, sei er zuversichtlich, dass ihnen mehr zugehört werde. „Das täte nicht nur uns, das täte der Gesellschaft gut.“

Als Gründe für die massive Vertrauenskrise nannte Dabrock unter anderem den Skandals sexualisierter Gewalt in der Kirche. Allerdings litten andere Institutionen wie Gewerkschaften und Vereine ebenfalls unter einem wachsenden Vertrauensverlust und rückläufigen Mitgliederzahlen. Zu ihrem traditionellen "Abend der Begegnung" hatte die Landeskirche wieder zahlreiche Personen aus Politik und Gesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur eingeladen.

Vortrag von Prof. Dr. Peter Dabrock im Wortlaut